JO Hochtourenlager 2022 11. - 14. 08. 2022
Donnerstag – 11.08.2022 (Anna-Carina Hänny)
Dank Fabians gutmütiger Zeitplanung machten wir uns am Donnerstag gut ausgeschlafen auf den Weg nach Kandersteg. Zusammen mit einer grossen Anzahl an Hobby-Influencern nahmen wir dann den Weg zum Oeschinensee auf uns. Bei den vorherrschenden hochsommerlichen Temperaturen kostete uns der Zustieg zur Blüemlisalphütte einiges an Schweiss, aber wir nahmen es gemütlich und genossen dabei die schöne Aussicht über die steilen Felsen und die vergletscherten Berge. Bei der Hütte angekommen unternahm Andi auf eigene Faust ein kleines Gletschertrekking, um den besten (oder am wenigsten schlechten) Einstieg für die Tour am nächsten Tag zu finden und verpasste dabei noch fast den Bergführer-Apéro (wo er angeblich wegen den Verhältnissen unbedingt teilnehmen wollte). Währenddessen machten Fabian und ich den Kinder-Klettergarten unsicher. Der Fels stellte sich als viel stabiler heraus als gedacht, und wir genossen die Kletterei an den zahlreichen grossen Löchern, worin auch unsere Bergschuhe gut Platz hatten. Pünktlich aufs Abendessen überraschte uns Tim mit seiner frühen Ankunft (wahrscheinlich ist er den Berg hinauf gerannt, damit er das Essen nicht verpasst). Zum Abschluss des Tages gab es dann vor der Hütte noch einen schönen Sonnenuntergang zu bestaunen.
Freitag – 12.08.2022 (Carmina Zimmermann)
Am Freitag hiess es bereits um 3.30 Uhr aufstehen und uns für einen langen Tag wappnen. Leider mussten uns zwei Teilnehmerinnen bereits verlassen und wir machten uns zu viert auf in Richtung Blüemlisalphorn. Der Aufstieg verlief überraschend gut, und wir rückten rasch voran. Auf dem Gipfel angekommen begrüssten uns die ersten Sonnenstrahlen, und es herrschte eine herrliche Windstille. Dies verleitete uns zu einem kurzen (oder eben auch etwas längeren) Nickerchen. Nach gut 90 Minuten auf dem Gipfel holte uns dann doch wieder die Vernunft ein, und wir entschieden uns, die Tour fortzuführen. Dies auch zu Recht, denn erst ab hier fing der grosse Spass (oder eben auch das waghalsige Abenteuer) an. Wir machten uns, zunächst noch in aller Ruhe, auf in Richtung Oeschinenhorn und Fründenhütte, unsere Bleibe für die nächsten zwei Tage. Schnell realisierten wir aber, dass es die anstehende Traverse durchaus in sich hat, und wir unseren Kopf noch einige Stunden bei der Sache haben werden müssen. Und so bewältigten wir eine kritische Stelle nach der anderen, manchmal mit etwas mehr (manchmal auch mit etwas weniger) Zuversicht. Bewältigt wurden sie aber alle. Und obwohl wir den ganzen restlichen Tag damit beschäftigt waren, eine riesige Schutt- und Gröllhalde namens Oeschinenhorn hinunterzusteigen und dabei den Mut nicht zu verlieren, wurden wir immer wieder mit einer atemberaubenden Aussicht belohnt. Von wunderschönen Gletschern, zu plätschernden Wasserfällen und einem konstanten Blick auf den stahlblauen Oeschinensee hatte die Tour alles zu bieten. Pünktlich aufs Znacht und durchaus erschöpft erreichten wir dann doch noch unser Tagesziel und ein warmes, und wohlverdientes Znacht wartete auf uns.
Samstag – 13.08.2022 (Tim Jarosch)
Der Samstag begann gemächlich mit dem Rekognoszieren des Routeneinstiegs für die Tour am Sonntag. Es folgte eine lehrreiche Gletscherausbildung mit Inhalten wie korrekter Steigeisentechnik und Spaltenrettung unter realen Bedingungen. Dabei wurden uns mit einem (seither vermissten) Pickel auch sehr anschaulich die trügerischen Tiefen einer Gletscherspalte vor Augen geführt. Am Nachmittag stiessen dann die letzten zwei (kompletten?) Alpinisten zu unserer Gruppe, und wir konnten den Abend (beim Dissen der JO Pilatus) bei einem gemütlichen Jass ausklingen lassen.
Sonntag – 14.08.2022 (Ben Hitzler)
Am Sonntag wagten die Verbliebenen und neu Dazugestossenen sich auf eine letzte Tour. Dabei muss angemerkt werden, dass die Bedingungen für Hochtouren in diesem Sommer 2022 äusserst prekär sind. Durch die lang andauernde Hitze sind bis in höchste Lagen Firnfelder geschmolzen und Gletscher blank. So war unsere Gruppe gezwungen, eine Tour Richtung Doldenhorn zu starten, mit dem Wissen, dass der Gipfel unter eben genannten Bedingungen nicht erreichbar sein wird.
Um 05:30 Uhr startete diese Expedition ins Ungewisse. Über die Ausläufer des Fründengletschers erreichten wir eine steile Bergflanke, welche wir durchqueren mussten, um auf den Galletgrat zu kommen. Über Geröllfelder und steile Felsplatten folgten wir dem Grat. Der Abstieg führte über die gleiche Route wie der Aufstieg. Dies bedeutete, dass jedes mühsam erklommene Hindernis erneut zu überwinden war.
Pünktlich zum Z‘Mittag beendeten die heldenhaften Expeditionsteilnehmenden ihr Abenteuer mit feinsten Nussgipfeln bei der Hütte. Zufrieden und frisch gestärkt nahmen wir den Hüttenabstieg in Angriff, wobei wir – ohne etwas zu ahnen – auf unser nächstes Abenteuer zusteuerten. Kurz vor der Unteren Fründschnuer stiessen wir auf einen kleinen Bach, welcher sich über Jahrtausende in die Felsen gefressen hatte. Nur mit unseren Bade-Unterhosen bekleidet, wateten und kletterten wir dem eisigen Bach folgend immer tiefer in die Schlucht. Wir erreichten einen Wasserfall, welcher sich in ein wunderschönes, klares Becken stürzte und in allen von uns das Verlangen weckte, darunter zu stehen. Mittlerweile etwas frierend und mit arg strapazierten, bald blauen Füssen kehrten wir zurück zum Wanderweg und setzten den Abstieg allesamt mit einem grossen Lächeln im Gesicht fort.