JO-Alpinkletterlager im Albignagebiet – August 2018 13.  - 18. 08. 2018

JO, Tourenberichte

Montag

Die Rucksäcke gepackt für eine Woche Hüttenleben und Klettern, trafen wir uns am Taxistand des Bahnhofs Zug. Die Wetterprognose für den Montag war noch nicht optimal im Engadin, wie auch im Rest der Schweiz, weshalb Sämi die regensicheren Mehrseillängen in der Cheselenfluh vorschlug, und wir somit die Anreise in die Albigna-Hütte um einen Tag verschoben.

Dieser Entscheid stellte sich als goldrichtig heraus, zu Beginn unserer Kletterei im Melchtal hatten wir sogar noch die Sonne in unseren Rücken! Wir wählten die Route Meteorit aus, die wir jedoch mit zunehmender Wolkenbildung nicht komplett fertig klettern konnten, da wir präventiv in den regensicheren Sektor wechseln wollten. Dort angekommen stiegen wir in die Route Blauer Käfer ein, bester Kalk erwartete uns, auch die Absicherung war super. Alles in allem ein gelungener erster Tag, den wir mit einem Bier abschliessen konnten, den Blick auf die schönen Wände des Melchtals gerichtet.

Dienstag

Nun stand er an, der grosse Reisetag ins Engadin! Die Fahrt verlief schnell, wir brausten durch Graubünden und waren immer wieder erstaunt ob der Landschaft, die sich doch recht von dem gewohnten Bild der Zentralschweizer Alpen unterscheidet. Als der letzte Pass überwunden war, parkten wir unser Auto vor der Gondelbahn Richtung Albigna, reduzierten und überprüften nochmals das Material, welches mitgenommen wurde. Alles war bereit, die Gondel fuhr los!

Schöner, wilder Granit präsentierte sich bereits aus der Gondel, kaum erwarten konnten wir den ersten Felskontakt! Dieser liess zum Glück nicht lange auf sich warten, direkt nach der Gondelfahrt stiegen wir zur Route via Leni los. Kletterschuhe an, Gstältli sitzt, angeseilt, Magnesium auf den Händen, das Eis zwischen uns und dem Granit des Bergells war gebrochen! Diese erste Kletterei liess uns bereits erahnen, was uns noch alles erwarten würde im Verlauf dieser Woche!

Mittwoch

Gut ausgeschlafen stand nun der erste volle Klettertag an, der uns an den Bio-Pfeiler führte, mit prächtiger Aussicht auf den Gletscher und die hochalpine Welt des Engadins. Für diesen Tag wählten wir die Via Classica aus, eine alpine Klettertour, die noch zusätzlich mit Friends abgesichert werden musste. Die Route ist absolut empfehlenswert, der Verlauf folgt einer sehr logischen und spannenden Linie, welche fordernde Stellen beinhaltet, die jedoch immer mit guten Griffen ausgestattet sind. Vincent meisterte an diesem Tag eine Seillänge nach der anderen im Vorstieg, blieb stets souverän und liess sich von den grossen Hakenabständen nicht irritieren – Chapeau und merci! So stiegen Sämi und Vincent die schwierigen Seillängen vor, Lorenz und ich im Nachstieg, bis wir schlussendlich den Gipfel glücklich und leicht erschöpft erreichten.

Donnerstag

Der letzte Tag von Vinc stand an, sein Wunsch war es, noch auf der Fiamma, der bekannten Felsnadel, gestanden zu sein. Diesem Wunsch wurde Folge geleistet: wir wählten mit Vorfreude die Via Felici aus, welche uns über 13 Seillängen zur Fiamma führen sollte. Die Kletterei beinhaltete zu Beginn eher plattiges Gelände, welches aber grossen Spass bereitete, wenn man die Kletterprobleme endlich gelöst hatte und sauber weitersteigen konnte! Als die plattigen Stellen unter uns lagen, klemmten wir uns alle in die Risssysteme, die uns von nun an begleiten! Mit Handlocks und Kletterschuh im Riss kamen wir gut voran, auch diese Kletterei wusste zu gefallen! Als es nun zum letzten Aufschwung ging, gab es einen Stau, weshalb wir eine schwierigere Variante wählten, die uns über gratartiges Gelände führte, und die technischen Anforderungen auf einem spannenden Level hielt. Die Kletterei dauerte nun schon ein gewisses Stück, wir dachten bereits schon an das feine Z’nacht in der Hütte! An der Fiamma angekommen sahen wir wieder eine Schlange von Kletterern und entschieden uns, auf die Nadel zu verzichten, da wir keine Lust auf Stau am Berg hatten. So ging’s nun bergab, mit nur einem Gesprächsthema, welches uns beim Abstieg beschäftigte: Bier und Kost!

Freitag

Für den Freitag wählten wir eine klassische Gratroute, nämlich den Südgrat des Piz Balzets. Ich ging im Vorstieg voraus, musste aber bald feststellen, dass es gar nicht so einfach ist, eine Route zu finden, die man mehr oder weniger komplett selbst absichern muss. Nach einigen Verwirrungen ging jedoch auch die Wegfindung irgendwie vonstatten; und wir standen auf dem Gipfel. Da sich am Horizont bereits einige Quellwolken bemerkbar machten, wollten wir schnell ins sichere Tal absteigen. Im Abstieg zur Hütte trafen wir noch eine Gruppe von Boulderern, die nicht schlecht staunten, als Sämi ihr Felsproblem im ersten Versuch beinahe gelöst hatte!

Samstag

Der letzte Tag stand an! Die ganze Nacht hatte es geregnet, dementsprechend war der Fels auch noch feucht. Wir wählten eine Route, die in kurzer Zeit von unserer Hütte zu erreichen war, so dass wir die Gondel Richtung Tal noch auf 12:00 Uhr erreichen konnten. Auf dieser Route stieg Lorenz vor, der sich nicht von den nassen Flechten beunruhigen liess und mich und Sämi ans Ende der Route führte. Somit war die Kletterei dieser Woche zu Ende!

Auf dem Rückweg vom Engadin machten wir einen Halt in einer köstlichen Bäckerei. Im Café hatten wir die Ehre mit Renatus, einem schlagfertigen Bündner, der auf alles einen druckreifen Spruch hatte. So liess er uns mit vielen Lebensweisheiten zurück in die Zentralschweiz fahren. Auch Sämi unterhielt uns mit seinen alten CD’s der Zuger Punkband „Die Cadizier“.

 

Wir alle hatten eine geniale Zeit, in der wir sehr viel lernen und klettern durften! Allen zu empfehlen, ist die Albigna-Hütte, das Essen war immer köstlich und mit Liebe zubereitet, das Hüttenteam stets um das Wohlbefinden seiner Gäste besorgt, vielen Dank! Auch wollen wir uns bei Sämi bedanken, der uns in ein so tolles Klettergebiet geführt hatte und mit guten Tipps zu helfen wusste! Danke Oli für’s Organisieren, schade warst du schlussendlich nicht dabei!

Teilnehmer: Sämi Speck, Vincent Wirth, Lorenz Krammer, Livio Viggiano
Organisator: Oli Eugster