Wanderwoche Jura 28. 08.  - 01. 09. 2017

Senioren, Tourenberichte

Die vielen Jahre, in welchen unser Tourenleiter Hansjörg Tinner im Jura gelebt und gearbeitet hat, prädestinieren ihn zum Kenner des welschen Hochlands. Eine knappe Woche reicht kaum, um die vielen Wandermöglichkeiten auszuschöpfen. Die westliche Flanke der Schweiz, zwischen langgestreckten Höhenzügen und engen Schluchten, ist dünn besiedelt und so etwas wie der „wilde Westen“ unseres Landes. Hansjörg kennt hier jede Abzweigung, alle Öffnungszeiten, Fahrpläne und Sehenswürdigkeiten. Dank ihm und der Hoteldirektorin Marina erhalten wir am ersten Abend bei Apero und Gebäck Einblick in die interessante geschichtliche Entwicklung von Sainte-Croix (VD) und unseres Hotels de France.

In diesem stattlichen, 200-jährigen Bau auf 1’086 müM sind wir für 5 Tage beherbergt. Die Verbindung von Yverdon nach Pontarlier ins Burgund diente schon zu römischer Zeit als bedeutsame Handelsroute für Salz. Trotz rauem Klima entwickelt sich die städtisch daherkommende Gemeinde Sainte-Croix stetig, einmal mit grossem Erfolg, dann wieder kriselte es. Die grösste Blütezeit liegt ein Jahrhundert zurück, wo z.B. ein Investor kurzerhand die ganze, auch heute noch privat betriebene Bahnlinie von Yverdon nach Sainte-Croix finanzierte – samt Rollmaterial. Im 18. Jahrhundert Zentrum der Heimarbeit für Uhrmacherei; im 19. Jahrhundert gefolgt von Präzisionsmechanik – insbesondere von Spieldosen, tüftelt und arbeitet man an der Weiterentwicklung zum Phonograph und Grammophon, diversifiziert in Schreib- und Rechenmaschinen, Filmprojektoren und Kameras, sowie Feuerzeuge, unter bekannten Marken wie Hermes, Paillard, Bolex, Thorens. Heute werden die grossen damaligen Gebäude anderweitig verwendet – oder stehen leer.

Während der ersten 3 Tage herrschen Temperaturen von bis zu 30°C, welche dank der schattigen Schluchten Covatannaz und Pouëtta Raisse sowie einem mässigem Westwind auf dem Mont d’Or das Wandern angenehm machen. Eindrücklich die historischen Grenzsteine von anno 1649, die umfassenden Rundblicke vom Mont d’Or (1’460m) oder vom Chasseron (1’607m), und der einzigartige, hohe Wasserfall — ohne Wasser! Oder beim Warten am Bahnhof Vallorbe der Hinweis auf die im Jahre 1875 bewerkstelligte Anbindung an die Strecke Paris-Mailand und dem darauf rollenden Orientexpress.

Von den 2 verbleibenden Tagen, nach dem grossen Temperatursturz und der kleinen Regenfront, bleiben in Erinnerung das MAS – Musée des arts et sciences de Sainte-Croix mit Herrn Py und der Hoffnung, dass sein Enthusiasmus über die vielen Ausstellungsobjekte auch auf uns überspringe. Oder der junge Künstler Bastien Chevalier, dessen mikroskopisch kleine Holzteilchen wie Puzzles zu einem Uhrzifferblatt nahtlos zusammenwachsen…..oder die Musikautomaten im Musée Baud in L’Auberson mit lüpfigen Rhythmen aus Zeiten unserer Eltern und Grosseltern.

Unsere fünf mehrstündigen Wanderungen in flottem Tempo bleiben in bester Erinnerung. Schroffe, helle, kleine und grosse Jurakalkfelsen kontrastieren mit ausgedehnten Wäldern und Weiden. Die langen, einsamen Wegstrecken sind nicht monoton sondern führen immer wieder durch abwechslungsreich unterteilte, unterschiedliche Geländekammern. Die 12 Teilnehmenden danken Hansjörg und seiner Gattin Lina für die ausgezeichnete Organisation und die kundige Führung. Wir hoffen, dass Hansjörg uns noch oft an seinem „Jura-Fundus“ teilhaben lässt. US