Skitourenlager Hinterrhein 10. - 15. 02. 2020
Montag – Wenglilücka
Am Montagmorgen trafen wir uns voller Vorfreude in Zug. Trotz eines Zugausfalls aufgrund des Sturmes kamen wir gut in Hinterrhein an und konnten unser sehr gemütliches Lagerhaus beziehen. Am Nachmittag machten wir eine erste kleinere Skitour. Bei sonnigem Wetter stiegen wir von Hinterrhein auf in die Wenglilücka. Hier konnten wir uns schon mal an das Abfellen bei starkem Wind gewöhnen, welcher uns in der folgenden Woche noch mehrere Male begegnen wird. Den Abend liessen wir dann bei einem feinen Risotto ausklingen.
- Andrea Leuthart
Dienstag – Bärenhorn
Nach einem ausgewogenen Frühstück und einer kurzen Fahrt mit dem Postauto, starteten wir in Splügen. Infolge Schneemangel wanderten wir mit den Skis 10 Minuten bergauf, bevor wir diese anschnallten und topmotiviert dem Stutzbach entlang talaufwärts liefen.
Während des Aufstiegs wurde es immer stürmischer. Deshalb überquerten wir den Passübergang beim Safierberg, um über die östliche Mulde zum Bärenhorn aufzusteigen.
Als wir das Skidepot errichteten, um die letzten Meter unter die Füsse zu nehmen, stürmte es so heftig, dass wir umkehrten und südseitig nach Nufenen hinunter fuhren. Die Abfahrt hatte vom fluffigen Pulverschnee bis zum ausgeblasenen Hangrücken alles zu bieten.
Ein super abwechslungsreicher Tag im wunderschönen Graubünden… Yeah 🙂
- David Demarmels
Mittwoch – Guggernüll
Voller Euphorie und mit etwas Muskelkater vom Tag zuvor starteten wir die heutige Skitour mit einer lockeren Gondelbahnfahrt zur Tanatzhöchi. Kaum aus der Gondel ausgestiegen, konnten wir die frisch präparierte Skipiste Richtung Tamboalp runter-„Tschibben“. Welch ein Carving-Erlebnis! Unten angekommen wurde aufgefellt und der Aufstieg von ca. 900 Höhenmeter in Angriff genommen. Wie bisher auf jeder Tour, wehte ein konstant-zu-starker Wind, der einem regelrecht das Gesicht einfror. Doch nicht viel Zeit später sind wir auch schon auf dem kurzen Gipfelgrat angekommen. Dave packte die Chance und spielte auf seiner „Schnorre-Giige“ ein Gipfel-Ständchen. Gegen Mittag fellten wir dann ab und nahmen die rassige Abfahrt in Angriff, welche nicht einfach war, weil sich immer wieder Stellen von verwehtem Tiefschnee und ungemütlichem, harschigem Schnee abwechselten. Ein paar Stürze und „Juhuuu“-Schreie später gelangten wir nichtsdestotrotz gesund wieder zur Tamboalp zurück.
Da wir noch Zeit hatten, entschied sich Balz, der Bergführer, uns noch einen informativen Crashkurs übers Schneeprofil, LVS-Suche und das Ausgraben eines Verschütteten zu geben. Dadurch wurde unser Wissensdurst zwar gestillt, nicht aber die Lust auf ein kühles Getränk im Talrestaurant.
Mit viel neuem Wissen und nach einer wunderschönen Tour begaben wir uns am späteren Nachmittag zurück ins Lagerhaus.
- Fabian Iten
Donnerstag – Tambo
Majestätisch ragte der Gipfel des Pizzo Tambo schon am Vortag über uns auf. Entsprechend war unsere Vorfreude gross, den Gipfel zu besteigen. Es war Donnerstag, der 13., als wir uns auf das Abenteuer wagten. Leider konnte uns Pascal nicht begleiten, da er krank war. Auch sonst machte der 13. sich bemerkbar: Marcel verlor einen Skier, der dann von ihm und Jerome geholt werden musste. Zum Glück war er noch brauchbar, obwohl seine Bindung teilweise mit Kabelbinder ersetzt werden musste.
Bis zum Schluss war nicht sicher, ob die Bedingungen es zulassen würden, den Gipfel zu besteigen. Die ersten zwei Stunden blies uns der Wind hart ins Gesicht. Dann mussten wir schon bald die Harscheisen montieren, und es ging über steile, abgeblasene Hänge immer näher zum Ziel.
Nach dem Skidepot erklommen wir den Gipfel in kleinen Seilschaften zu Fuss mit Steigeisen und Pickel. Wundersamerweise wehte fast kein Wind. Perfekte Bedingungen!
Jerome und Marcel gaben ziemlich Gas und erreichten den wunderschönen Gipfel fast zeitgleich mit uns.
Die Abfahrt wurde dann recht holperig. Das störte uns nach diesem unglaublichen Panorama, das wir erleben durften, jedoch nicht mehr so sehr. Alles in allem eine wunderschöne Tour!
- Sonja Hirt
Freitag – Chilchalphorn
Mit glänzenden Augen hatte die wilde Tourengruppe am Vorabend die vielen, leichten Schneeflocken über Hinterrhein beobachtet. Und so sprangen wir mit einer vorfreudigen Bestimmtheit am Freitag aus dem Bette. Keine Busfahrt war heute nötig. Einen Steinwurf vom Lagerhaus wurden schon die Ski befestigt, und die Gruppe Richtung Gipfel getrieben. Chilchalphorn heisse das Ziel, dessen Pracht sich die jungen BergsteigerInnen nur vorstellen konnten, denn so schön die Sonne im Tale auch schien, um so garstiger umgarnte ein eisiger Wind des Berges Kopfe. Der eisige Wind, für die Gruppe eine altbekannte Hassliebe, schlug uns ins Gesicht. Und doch gingen wir weiter und weiter. Die 1’400 Höhenmeter wurden Schritt für Schritt abgearbeitet. Doch das Glück schien dieses Tages nicht mit den Tüchtigen zu sein und wir wurden kurz vor Ankunft auf dem Gipfel zum Umkehren gezwungen. Die Entschädigung sollte doch sogleich folgen: Hatten die Spurer den Neuschnee beim Aufstieg wohl noch leise verflucht, fanden wir uns bei der Abfahrt in einem veritablen Sturm der Euphorie wieder. Der Neuschnee hielt, was er versprach, so dass sich die Gruppe gleich gezwungen sah, zu einem längst überfälligen Fotoshooting anzusetzen.
Schon fast im Tal angekommen, lächelte uns ein von der Sonne freigeschmolzener Fleck Gras an. Wir setzten uns hin, assen z’Mittag und genossen die wärmenden Sonnenstrahlen auf der Haut. Aus dem Nichts zogen am Himmel düstere Wolken auf, und ein eisiger Wind peitschte uns ins Gesicht. Ein donnerndes Grollen fuhr uns durch Mark und Bein. Unterdessen rollte sich der Schnee zu Kugeln zusammen, welche sich aufeinandertürmten.
plötzlich schlug ein Blitz mit unglaublicher Wucht in den Schopf, welcher 5m östlich von unserer Wiese lag. Die Fensterläden und Türen, sprangen alle auf, und es kamen ein Blecheimer und Pickel geflogen. Der Wind liess sofort nach, und in den Wolken entstand ein Loch. Die Sonne strahlte nun direkt auf den Schneekugelturm, welcher nun den Pickel in der Hand hielt und den Blecheimer als Schutz vor der Sonne auf den Kopf stellte.
„Griässd ai, i bin Giovanni dr Schneymah“ sagte der Schneemann zu uns und lächelte dabei freundlich. Sogleich schlossen wir den Schneemann in unsere Herzen. Nachdem uns Giovanni alles über die Berge und seine Heimat, den Schnee erzählt hatte, feierten wir unser Treffen mit einer wilden Schneeballschlacht.
- Philipp Beck
Samstag – Marscholhorn
Der Samstag ist unser letzter Tag im Rothaus in Hinterrhein und somit stand auch die Abschlusstour des JO-Rossberg-Lagers 2020 auf dem Programm. Mäsi verabschiedet sich bereits am Morgen von uns; die für die Füsse belastende Woche hat seine Opfer in Form von mehreren Blasen gefordert. Dafür war der Verfasser dieses Berichts nach zwei Tagen krankheitsbedingtem Hausarrest endlich wieder mit von der Partie. Zu neunt ging es los, Ziel war das Marscholhorn (2’963 m.ü.M), der Aufstieg begann auf der verschneiten San Bernardino Passtrasse. Durch die am Freitag frisch verschneiten Hänge, welche dank der Nordhanglage kaum Schaden genommen hatten, konnten wir die erste Spur des Tages setzen. Weiter über die Alpe Moesola hielt auch unser stetiger Begleiter diese Woche, der Wind, wieder Einzug. Wäre ja auch langweilig gewesen ohne J. Der Gipfelsturm wurde über die zeitweise sehr steile Ostflanke vorgenommen, spätestens hier wurde noch einmal alles abverlangt, der Gehrhythmus wurde langsamer, die Spitzkehren immer schwerfälliger. Die intensive Woche und die Nachwehen von der Mini-Grippe hatten zu einem breiten Feld innerhalb der Gruppe geführt. Den Hinterletzten* durch Jerôme hinaufgescheucht, haben es aber schlussendlich alle zur budgetierten Zeit auf den Gipfel geschafft! Was folgte war wahrscheinlich die beste Abfahrt der Woche. Traumhafter Pulverschnee auf ¾ der Abfahrtsstrecke hat uns für manch mässige Abfahrt diese Woche entschädigt. Auch hier waren wir die ersten, welche ihre Schwünge in die Hänge legen konnten. Bevor wir uns mit dem Poschi wieder in tiefere Lagen begaben, gab es noch ein Abschlusskafi mit Schuss in der wunderschönen Beiz „Bachhuuschäller“ (auf jeden Fall einen Besuch wert, falls Werbung an dieser Stelle gestattet ist). Balz verabschiedete sich in Richtung Engadin, wo bereits eine weitere Tourengruppe auf ihn wartete, der Rest der Truppe machte sich ab Bellinzona durch den Gotthard auf den Heimweg, in die zwar sonnige, aber weitgehend schneefreie Deutschschweiz.
To be continued next year…..
- Pascal Scherer
Alle Teilnehmer des JO-Lagers möchten dem SAC Rossberg für die Organisation und Durchführung vom Lager sowie der Bereitstellung von Material danken. Besonders hervorheben möchten wir Jerôme MacDonald und unseren Bergführer Balz Rieser, welche als Leiter und Hauptkoordinatoren super Arbeit geleistet haben. Durch ihre sorgfältige Planung und ihrem grossen Know-How konnten wir ihnen immer blind vertrauen.
*Name der Redaktion bekannt