Sentiero Tremorgio 12.  - 16. 08. 2018

Sektion, Tourenberichte

Hoch über der Leventina

Vier Tage unterwegs, reife Heidelbeeren, klare Bergseen, sprudelnde Bergbäche, letzte blühende Blumen, imposante Berge, unterschiedlichste Wanderterrains, aufgestellte Wanderkolleginnen und -kollegen, perfekte Unterkünfte und Tessiner Kochkünste.

Von Pescüm führt uns der Weg hoch über dem Tal zum Lago Tremorgio. In stetem Auf und Ab geht’s durch Wiesen und Wälder, über Alpen, durch exponierte Hänge, dann wieder auf Alpbewirtschaftungsstrassen hinunter zum See.

Nach der Übernachtung in der Capanna Tremorgio steigen wir hoch zum Passo di Leit. Unterwegs bestaunen wir die eindrücklichen Felsformationen aus Zuckerdolomit. Nach der Kaffeepause in der Capanna Leit fängt es zu regnen an. Über Stock und vor allem über Stein geht‘s in stetem Auf und Ab der Capanna Campo Tencia entgegen, wo wir tropfend nass ankommen. Glücklicherweise ist der Ofen im Garderoben- und Aufenthaltsraum bereits eingeheizt. Das Highlight des Hüttenabends sind die Pizzoccheri aus der Küche von Franca und Franco. Bereits am Abend schauen wir ehrfürchtig hoch zum Passo Ghiacciaione, einem T4-Übergang.

Am Morgen dann gilt es ernst: Es geht 760 Meter über Grashänge, Felsblöcke, Bergbäche und dann unendlich lang steil hinauf durch Schutt, Gestein und Geröll dem Pass entgegen. Nach einem eher feuchten Aufstieg empfängt uns oben die Sonne und eine ganz andere Landschaft jenseits des Überganges: Gneisblöcke sind umgeben von Bergwiesen. Auf einer Hochebene sind durch einen ehemaligen Gletscher abgeschliffene Felsen zu sehen. Rundum ragen imposante Bergspitzen auf, unter anderem der Pizzo Barone, Pizzo Campo Tencia und Pizzo Forno. Nun geht’s in flottem Abstieg der Capanna Sponda entgegen. Kaum angekommen, machen wir uns auf zu einem kühlen Bad im Naturpool.

Am vierten Wandertag führt uns der Weg hoch über dem Tal oberhalb von Cala nach Doro. Plötzlich stehen wir vor einer imposanten Hochebene mit dem Dorf Ces. Ces scheint ein Walserdorf zu sein. Es strahlt eine besondere Atmosphäre aus. Die Fraktion ist ein ehemals verlassenes Bergdorf mit 25 Häusern und Ställen, einige zerfallen, andere wiederaufgebaut, und einer Kapelle. Seit 1972 bemüht sich eine Stiftung darum, das Dorf und seine Umgebung in der traditionellen Charakteristik zu erhalten. Wir trödeln im Dorf herum, bleiben zu einem Kaffeehalt auf dem Dorfplatz, kaufen Käse. Aber die Wanderung ist noch lange nicht fertig. Weiter am Hang entlang geht’s nach Gribbio, dann nochmals 400 Meter aufwärts auf die Alpe Piòta. Beim verspäteten Mittagshalt schauen wir nochmals hoch zum Passo Ghiacciaione, 1‘400 Meter über uns. Und dann geht’s nur noch bergab. Zuerst ins Val Piumogna und weiter nach Dalpe, wo wir nochmals zur Capanna Campo Tencia hochsteigen könnten.

Vier Tage unterwegs, inmitten einer unberührten Natur, umgeben von Bergen, Bergseen und Bächen, angenehmen Unterkünfte und zu alledem: Eine umsichtige, unternehmungslustige Suzanne Affentranger. Dir vielen Dank für die abwechslungsreiche Tour.

Rosemarie Fähndrich, 20. August 2018

Fotos Adolf, Markus, Suzanne