SAC Rossberg Fels & Eis 17.  - 18. 06. 2019

Sektion, Senioren, Tourenberichte

Die Wettervorhersagen für den Fels- & Eiskurs auf dem Rhônegletscher waren vielversprechend. Obwohl der Pass noch nicht offiziell geöffnet war, hatten wir dank guten Kontakten unseres Bergführers Patrick Keller die Möglichkeit, die Ausbildung bereits am frühen Morgen auf dem Rhônegletscher starten zu können.

Nach einem kurzen Zustieg vom Parkplatz des Hotel Belvédère bis zur Gletscherzunge des Rhônegletscher wurden zuerst die wichtigsten Knoten für das Gehen am langen Seil repetiert und neu geübt. Zudem wurden die benötigten Materialien für eine Gletschertour besprochen. Die einfachen und praxisbezogenen Erklärungen von Patrick ermöglichten ein effizientes Vorankommen in der Knoten- und Materialtheorie. Zudem brachte gut die Hälfte der Gruppe unterschiedliche Kenntnisse im Bereich Hochtouren mit, von deren Erfahrungen die anderen profitieren konnten. Entsprechend schnell waren die Seilschaften gebildet und ein grösseres Eisfeld auf dem Gletscher wurde angesteuert, um eine Spaltenrettung mittels Flaschenzügen zu erlernen.

Bevor eine Spaltenrettung jedoch eingeleitet werden kann, muss zuerst eine Verankerung errichtet werden. Hierfür bohrten wir Eisschrauben in das Eis, um den Zug des Seils vom Körper auf die Verankerung übertragen zu können. Nach dem Errichten einer weiteren Verankerung zwecks Rückfallversicherung, wurden wir im Österreicher Flaschenzug unterwiesen. Für die noch weniger erfahrenen Kursteilnehmenden war diese Methode im ersten Durchlauf ziemlich kompliziert. Durch geduldige Hilfe von Patrick waren letztlich alle in der Lage, den Flaschenzug so einzurichten, dass eine Spaltenrettung hätte gestartet werden können. Nach den vielen Knoten und – vor allem für Neulinge – anspruchsvollen Abläufen vom Österreicher Flaschenzug, richtete Patrick drei Stände ein, damit wir uns in einer kurzen Einheit noch im Eisklettern versuchen konnten. Mit wertvollen Tipps von unserem Bergführer sind alle einige Meter in die Höhe gestiegen.

Den spannenden Tag liessen wir dann im Hotel Tiefenbach bei einem feinen Z’nacht ausklingen und freuten uns auf die kommende Tour auf das Grosse Muttenhorn.

Früh morgens starteten wir über die Militärstrasse wiederum an die Gletscherzunge des Muttgletschers und montierten unsere Steigeisen. Das wir kaum die einzigen auf dem Gipfel sein werden, war schnell klar: vor und hinter uns waren viele Skitourengänger, die mit der Öffnung des Passes endlich einen weiteren Berg in ihrem Tourenbuch verzeichnen konnten. Um das Gelernte in die Praxis umsetzen zu können, bildeten wir wieder Seilschaften und stiegen so bis zum steilen Aufstieg auf den Westgrat auf. Bevor dieser in Angriff genommen werden konnte, wurden wir im Gehen am kurzen Seil geschult, wobei uns Patrick auf eindrückliche Weise zeigte, welchen Vorteil die korrekte Seilführung bei einem Sturz besitzt.

Nachdem wir den Westgrat erreicht haben, folgte der letzte Ausbildungsblock in wunderbaren Granitblöcken. Patrick zeigte uns, wie auf effiziente Art eine Sicherungstechnik im Fels errichtet werden kann; sei dies durch den Einsatz von Friends und Keilen oder durch Umwickeln des Seiles um einen stabilen Felszacken. Das vorher angenehme Tempo wurde hier etwas ausgebremst – offensichtlich hatten wir Freude daran gefunden, möglichst viel Friends und Keile zu setzen. Letztlich reichte es uns aus zeitlichen Gründen nicht mehr auf den Gipfel – doch traurig darüber war niemand. Wir durften dank unseres Bergführers Patrick zwei intensive Tage erleben, die mit viel Humor und kompetenter Unterweisung gespickt waren. Den Gesichtern der Teilnehmenden war die Freude richtig anzusehen.

Hannes Meier

Fotos Ruth R. Amstutz