Oberalper Grat 19. 08. 2018

Sektion, Senioren, Tourenberichte

Oberalper Grat Deluxe

Eines vorweg: Der Grat ist ein wahres Bijou für Alpinwanderer. Aber der Reihe nach:
Kurz vor acht Uhr quetschen wir uns in St. Jakob in die Kabine der Gitschenen-Seilbahn. Platzbedingt müssen einige Rucksäcke an der frischen Luft bleiben. Oben angekommen, erwartet uns wider Erwarten saftiges Grün, ein sanfter Duft von Feuchtigkeit liegt in der Luft. Einige Pfützen zeugen davon, dass es hier vor nicht allzu langer Zeit zumindest kurzzeitig heftig geschüttet haben muss. Nun denn, heute ist das Wetter prächtig, der Gratverlauf gegenüber bereits jetzt in voller Länge einsehbar. Auch das monströse Gipfelkreuz am Stockzahn glitzert bereits in der Morgensonne.

Die ersten Meter bis zur Sulztaler Hütte sind gemütlich. Das Gipfelkreuz des Stockzahns scheint hier bereits zum Greifen nah, was jedoch eher auf die schiere Grösse besagter Installation zurück zu führen ist. Bei der Hütte geht es – immer noch gemütlich – auf dem schwach sichtbaren Pfad leicht ansteigend den Hang entlang. Bevor es uns dann zu gemütlich wird, und wir die Quererei satt haben, stechen wir empor. Es wird zunehmend steiler, Untergrund und Vegetation sind noch feucht. Wir suchen uns einen Weg durch das üppig mit Gras, Stauden und Bäumchen bewachsene Gelände. Die Arvenegg macht ihrem Namen alle Ehre. Pünktlich zum Z’Nüni kehren wir in der Freiluftbeiz ein. Auf dem Speiseplan stehen saftige Heidelbeeren. Als die Pflückerei dann zunehmend mühsam wird, ziehen wir weiter. Den Tristel lassen wir links liegen, wir passieren mühelos einen Felsriegel, bevor wir schliesslich den Gratrücken erreichen.

Kurz vor dem Bärenstock gefällt es uns so gut, dass wir abermals eine kurze Rast einlegen. Nach dem Bärenstock geht es abwärts Richtung Fifer, den wir südseitig in der Flanke umgehen, um sodann in leichter Kletterei wieder zum Grat zurück zu kehren. Es folgt ein munteres Auf und Ab bis zur Schlüsselstelle, einem knapp 10 m hohen Abbruch. Das Abklettern klappt ganz gut, Sepp installiert zur psychologischen Absicherung eigens ein Fixseil, das gute Dienste leistet.

Knapp eine Stunde nach dem Bärenstock türmt sich unvermittelt der imposante Stockzahn mit dem von Weitem sichtbaren Gipfelkreuz (oder eher Gipfelbüchse?) vor uns auf. Kann es sein, dass die Urner einen Hang zu überdimensionalen Gipfelkreuzen haben (Rophaien lässt grüssen!)? Egal, es passt irgendwie zu dieser keck aufragenden Felsnadel.
Fixseile zum Einstieg und weiter oben Ketten erleichtern den Aufstieg. Es ist bereits Mittag, weshalb wir uns einmal mehr der Vernichtung unserer Verpflegung widmen – wäre ja auch schade, wenn wir sie umsonst hochgeschleppt hätten. Das Wetter ist immer noch gut, einzig ein paar Quellwolken versperren uns dann und wann die Sicht auf die umliegenden Grate.

Nach dem Stockzahn sind die Hauptschwierigkeiten vorbei, auf dem nun wieder breiteren Grat geht es flott voran, der Chaiserstuel – unser heutiger Kulminationspunkt – rückt unweigerlich näher. Der Aufstieg ist kurzweilig, auf dem Gipfel geniessen wir die Aussicht bzw. das Wechselspiel von Sonne und Quellwolken am Himmel. Noch kurz ein Gipfelfoto, dann geht es an den Abstieg via Bannalper Schonegg, Gossalp und Grosstal. Dieser hat es dann nochmal in sich: Schwierig ist er zwar nicht, aber es zieht sich. Stöcke wären an sich durchaus hilfreich – eine Erkenntnis, die mir so direkt, da ich keine dabei habe, nicht gerade viel nützt. Rund 2.5 Std. später schliesst sich der Kreis und wir erreichen den Ausgangspunkt unserer Tour bei der Talstation der LSB St. Jakob-Gitschenen.

Fotos Hanni Luchsinger, Martin Rohrer