JO Hochtourenlager Albigna 06. - 09. 07. 2024
Samstag, 06.07.2024:
Fröhlich und bei (noch) gutem Wetter startete unsere Truppe mit einer laaangen Anfahrt ins Bergell. Die Zeit im Zug verbachten wir mit Frühstücken, Kennenlernen, Gespräche über bereits erfolgte Abenteuer, Digitalisierung und das Erwachsenenleben.
Die Fahrt verlängerte sich durch die Durchsage: „Aufgrund eines technischen Problems endet dieser Zug hier. Wir bitten alle Reisenden auszusteigen und verabschieden uns von Ihnen. Reisende nach St. Moritz bitten wir in den Bus Nummer 6 umzusteigen.“ Dafür blieb nun Zeit für einen kurzen Kaffee und eine gezwungenermassen ausgedehnte Mittagspause an der Talstation der Bergbahn – die war ebenfalls in der Mittagspause.
Nichtdestotrotz kamen wir, nun verstärkt durch Bergführer Timo Abächerli, trocken in der schönen Albignahütte an. Kurz darauf begann der Regen und somit unsere halbtägige Theorieeinheit: Repetition Mehrseillängen, Sichern, Abseilen. Danach reichte es für eine kurze, aber äusserst nass-rutschige Klettereinheit mit Badespass im Bergseelein für die Hartgesottenen.
Sonntag, 07.07.2024:
Der nächste Morgen begann gemütlich mit Ausschlafen und einem späten Frühstück – Regen sei Dank. Die Theoriestunde ging in die zweite Runde: Standplatzbau, Rettungsmassnahmen (Flaschenzug, Abseilen über Knoten) und später Kartenkunde sowie Sichern am kurzen Seil, als es draussen etwas freundlicher wurde. Den Abend verbrachten wir in einer gemütlichen Runde mit Tourenplanung und einem improvisierten Tabu-Spiel.
Erstes Fazit nach zwei Regentagen:
Highlights:
Die wundervolle Gastfreundschaft des Hüttenteams; das Fussball-EM Public Viewing „SAC Albigna Viertelfinal Schweiz – England“; unser Nicht-Schnarcher-Zimmer; Timos Schulstunden
Lowlights:
1.5 Tage Dauerregen (dafür gab es viel Raum für ausgiebige Repetition und äusserst wertvolle Inputs durch Timo); die Niederlage der Schweizer gegen die Engländer 😉
Montag, 08.07.2024:
Als wir nach dem Hüttenz’morge aus der Capanna da l’Albigna traten, begrüssten uns Nebel und Nieselregen. Wir zogen trotzdem los, motiviert nun endlich eine Hochtour machen zu können. Zuerst ging es auf einem kleinen Wanderweg bergwärts, dann über steile Schneefelder zur Einstiegsstelle in den Südgrat. Beim Anseilen lichtete sich der Nebel, und wir entdeckten zwischen Schnee und Fels die Forno-Hütte auf der anderen Talseite. In schöner Gratkletterei mit Sonne im Gesicht und herrlicher Aussicht bestiegen wir den Piz Casnil auf 3’188 m ü.M. Nach dem Abstieg über den Nordgrat warteten grosse Schneefelder auf uns – Schneefeldrutschen – eine nicht ganz ungefährliche Angelegenheit – für einige von uns Genuss pur, für andere eher etwas mühsam. Am frühen Nachmittag kamen wir zurück zur Hütte. Nach einer kurzen Pause konnten wir es uns nicht nehmen lassen, die Felsen am Torre unweit der Hütte zu erklettern. Als krönender Abschluss des Tages erlebten wir einen wunderschönen Sonnenuntergang über dem Albignastausee, und als sich der Himmel rot verfärbte und eine schmale Mondsichel aufging, schlüpften wir in unsere Hüttenschlafsäcke.
Dienstag, 09.07.2024:
Nach einer (verhältnismässig) langen Nacht klingelte der Wecker um 05:45 Uhr, sodass wir alle pünktlich um 6 Uhr am Zmorge sitzen konnten, und danach um 7 Uhr unsere heutige Tour in Angriff nehmen konnten. Auf dem Programm stand der circa 2’869 Meter hohe Piz Balzet, welchen wir auf einer wunderschönen Grattour im vierten Grad bei perfektem Wetter besteigen konnten. Nach dem Erklimmen des Gipfels trennten uns nur noch ein paar wenige Seillängen Abseilen und ein kurzes Stück auf einem Schneefeld von dem wohlverdienten Kaffee und Kuchen auf der Capanna da l’Albigna. Nach einem erfolgreichen Tag machten wir uns auf den halbstündigen Abstieg von der Hütte zur Pranzaira Seilbahn, die uns dann gemütlich ins Tal zurück chauffierte. Im Tal angekommen fuhren wir mit dem Bus bis nach St. Moritz, wo wir uns für die kurzweilige, aber lange Zugfahrt im Migrolino stärkten. Alles in allem ein grossartiger Tag mit vielen positiven Eindrücken!